In der Festhalle Durlach fand am Montag der letzte von insgesamt drei Gestaltungsworkshops zur Modernisierung und Verlängerung der Turmbergbahn statt. Auf der Agenda standen dieses Mal das Design des Fahrzeug-Innenraums und das Thema Barrierefreiheit. Gemeinsam mit den Fachplanern erarbeiteten die Teilnehmer*innen der Ideenwerkstatt weitere Details zur Modernisierung von Deutschlands ältester Standseilbahn. Neben den Vertreter*innen der Fraktionen des Karlsruher Gemeinderates und Durlacher Ortschaftsrates sowie der Bürgergemeinschaft Durlach und Aue brachten auch die städtische Behindertenbeauftragte Ulrike Wernert sowie Charlotte Kämpf vom Fahrgastbeirat im Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) ihre Expertise in die Diskussion mit ein.
„Auch dieser dritte Workshop hat uns erneut wichtige Impulse und gute Anregungen für die weitere Entwicklung der neuen Turmbergbahn gegeben. Die Workshop-Ergebnisse werden nun in die weiteren Detailplanungen einfließen“, bedankte sich Projektleiter Christian Höglmeier von den Verkehrsbetrieben Karlsruhe (VBK) bei den Teilnehmer*innen für den konstruktiven Austausch während der rund dreistündigen Veranstaltung, an deren Ende unter den vielen Optionen zwei Planungs-Varianten herausgearbeitet wurden, die nun weiter verfolgt werden.
Der Schweizer Seilbahnfahrzeug-Hersteller CWA Constructions – dieser wird als Tochterunternehmen der durch die VBK für das Gesamtprojekt beauftragten Doppelmayr/Garaventa-Gruppe die Fahrzeuge später bauen – zeigte den Teilnehmer*innen der Arbeitstagung die große Bandbreite an Gestaltungsmöglichkeiten für den Innenraum der neuen Bahn hinsichtlich Material, Farbgestaltung und Funktionalität auf.
Variables Platzangebot und großzügige Multifunktionsfläche
Ausgiebig debattiert wurde in der Festhalle an diesem Nachmittag über die zukünftige Anordnung bzw. Komposition der Sitzflächen und deren Material. Hierbei begrüßte das Plenum den Vorschlag von CWA, durch eine Kombination aus 2er- und 5er-Sitzreihen sowie klappbaren Sitzen ein variables Platzangebot zu schaffen. Insgesamt wird die neue Fahrzeugkabine mit einer Länge von neun Metern Platz für 70 Passagiere bieten. Eine großzügig gestaltete Multifunktionsfläche in der Mitte des Fahrzeuges bietet ausreichende und zeitgemäße Abstellflächen für Kinderwägen, Fahrräder oder Rollstühle.
Holz statt Textil
Durch Abstufungen des Bodenniveaus im Fahrzeuginneren und die großen Fensterflächen genießen die Fahrgäste in der modernisierten Bahn einen schönen Panoramablick auf die Durlacher Altstadt. Bei den Sitzbänken präferierte das Plenum eine eher dunkler gehaltene, edle Holzoptik statt gepolsterter Einzelsitze. Holz stünde für ökologische Nachhaltigkeit – verwendet werden sollen nur heimische Baumarten – und sei zudem leichter zu reinigen als Textilien. Aufgrund der relativ kurzen Fahrzeit von rund drei Minuten könne der Komfort-Aspekt im Vergleich zu gepolsterten Sitzen bei der Wahl des Materials eine untergeordnete Rolle spielen, so der einhellige Tenor der dritten Workshop-Runde.
Kontrastreicher Innenraum für sehbehinderte Fahrgäste
Dass sich die Barrierefreiheit in einem öffentlichen Verkehrsmittel nicht nur auf den stufenlosen Zugang zum Fahrzeug beschränkt, wurde bei der weiteren Ausgestaltung des Fahr-zeug-Innenraums deutlich. „Damit sich sehbehinderte Menschen im Fahrzeuginneren gut orientieren können, müssen Sitze, Haltestangen, Wände und Böden kontrastreich zueinander gestaltet werden. Der Fahrgast-Innenraum vereint Design, Farbgebung und Funktionalität“, erklärte Gian Marinelli von CWA. Deshalb entschieden sich die Workshop-Teilnehmer*innen als Kontrast zum dunkleren Sitzmobiliar für einen Bodenbelag in hellem Grauton aus rutschfestem Naturkautschuk mit hoher Abriebfestigkeit. Auch die Flächen des Fahrzeug-Innenraums, die nicht verglast werden, sollen in entsprechend hellen Farbtönen lackiert werden.
Große Fenster und Glasdach ermöglichen Panoramablick
Neben den bis auf den Boden heruntergezogenen Fensterflächen ermöglicht auch ein verglastes Dach einen unverstellten, herrlichen Blick in Richtung Tal oder zum Gipfel des Durlacher Hausbergs und trägt so zu einem attraktiven Fahrerlebnis bei. Um die Sonnenreflektion und Wärmeeinstrahlung während der kurzen Fahrt zu mindern, verwendet CWA hierfür ein getöntes Verbundsicherheitsglas, das auch in vielen anderen Bergbahnen weltweit zum Einsatz kommt. Durch eine integrierte Spiegelfolie kann hier die Aufheizung durch die Sonneneinstrahlung minimiert werden.
Ausreichende Kühlung vor und während der Fahrt
Für die Kühlung des Fahrzeugs während der kurzen Fahrt in Richtung Gipfel bzw. Tal hat CWA ein entsprechendes Lüftungskonzept entwickelt: Bei warmen Temperaturen strömt während der Fahrt über Luken im Dachbereich Frischluft ins Fahrzeuginnere, das im Winter auch beheizt werden kann.
In der beschatteten Berg- und Talstation kann das Fahrzeug durch eine stationäre Anlage mit gekühlter Luft auf die passende „Betriebstemperatur“ vorkonfektioniert werden. Somit kann auf eine energieintensive Klimaanlage im Fahrzeug selbst verzichtet werden.
Auf Grundlage der Workshop-Ergebnisse werden CWA und die Doppelmayr/Garaventa-Gruppe in den nächsten Wochen die Planungen zur neuen Turmbergbahn weiter verfeinern. Eine finale Entscheidung zu den verschiedenen Detail-Varianten, die in den drei Gestaltungs-Workshops erarbeitet wurden – zum Beispiel ein eher klassisches oder lieber ein modernes Fahrzeugdesign oder die Optik des erforderlichen Sicherheitszaunes sowie der Talstation – treffen dann der Durlacher Ortschaftsrat und der Karlsruher Gemeinderat.
Präsentation der VBK beim 3. Gestaltungs-Workshop
Präsentation von CWA und der Doppelmayr/Garaventa-Gruppe beim 3. Gestaltungs-Workshop